Die Wiesn ist etwas Besonderes – da sind sich Münchner und alle anderen Menschen ausserhalb des Weißwurst-Äquators sicher – doch was ist es was die Wiesn so Besonders, so Einzigartig macht – und was immer wieder umtriebige Geschäftsmacher dazu treibt weit weg vom Ursprung auch irgend ein Fest „Wiesn“ zu nennen?

Man muss sich selbst als Münchner fragen was jedes Jahr Millionen von Menschen auf diese Wiese zu Ehren der Theresia treibt, denn in zahlreichen RTL-2-Reportagen wird das komplette Grauen dokumentiert: Da wird getrunken bis zum umfallen (und noch weiter), gegrabscht, gegrölt, gepöbelt und grprügelt. Zahlreiche Dokumentationen zeigen, wie die Theresienhöhe im Laufe des Abends zum Pissoir umfunktioniert wird und die bayrische Ordnungsmacht ob der Flut der Notdürftigen nur noch ohnmächtig zuschauen kann. Dazwischen: Ahnungslose vollkommen berauschte Menschen, die im Grün an der Bavaria ein Nickerchen machen am so genannten „Italienerhügel“ – also einer kleinen Anhöhe die vermutlich aufgrund der vielen Italiener die dort ihren Alkoholkonsum ausschlafen so getauft wurde.

Die Wiesn – die Ur-Form der ultimativen Party

Ja, es stimmt – es gibt keine Party die man wirklich mit der Wiesn vergleichen kann – weder in der Größe, noch in der Intensität oder dem Entertainment. Auf dem Münchner Oktoberfest sieht es nicht nur aus wie Sau, sondern es geht auch genauso zu! Natürlich gibt es Betrunkene, die sich dann als Feierwütige „getarnt“ die Wiesn zum Danebenbenehmen missbrauchen – aber die gibts auf jeder Party! Natürlich gibts die Wildpinkler die ihre Notdurft irgendwo verrichten, aber auch die gibts auf jeder Party – zumindest jeder Open-Air-Party – und natürlich gibt es auch auf jeder Party irgendwelche Menschen die sich und Ihren Alkoholkonsum schlecht bis gar nicht einschätzen können! Der Partygast auf der Wiesn weiß dies – und schaut drüber hinweg – es sind die Nebenerscheinungen wie auf jeder Party zwischen Auermühlbach und Missisipi – zu deutsch: weltweit.

Allerdings, wer einmal die Wiesn so richtig intravenös genossen hat, der wird sie lieben – soviel ist sicher! Wer einmal diese feuchtfröhliche Geselligkeit gespürt hat, dieses freundliche Miteinander egal woher man kommt oder wer man ist, wer einmal in einem solchen Festzelt auf der Bank mit seinen Freunden gestanden ist und zu Hits von gestern und vorgestern mitgesungen hat, der wird vielleicht einen ersten Einblick bekommen. Während in anderen Volksfesten von Stimmung und guter Laune absolut keine Spur ist, kann man bereits Monate vor der Wiesn davon ausgehen dass diese zwei Wochen in München auf der Theresienwiese mal so richtig der Bär steppt – und zwar seitwärts!

Die Tradition die sich die Wiesn bis heute bewahrt hat ist überall zu spüren, in den aufwendig und liebevoll gestalteten Festhallen, bei den Besuchern die sich in teure und aufwendig gestaltete Trachten kleiden und natürlich auch in der Musik die zumindest bis 18 Uhr wirklich eher traditionelle bayrische Klänge aus Tuba und Trompete erklingen lässt. Appropo Tradition: Klar das auf der Wiesn auch nur Münchner Bier ausgeschenkt wird. Bier welches in München gebraut wird – um genau zu sein, und mit dem Bier kommt diese unprätentiöse Atmosphäre, in der jeder mit jedem ins Gespräch kommt – ganz egal, ob Vorstandsvorsitzender oder Hausmeister. Die Wiesn ist ein klassenloses Revier der Gemütlichkeit.

Es regiert die Glücksseligkeit

Tausende von Menschen sitzen in einem Zelt zusammen und haben alle nur das gleiche im Sinn haben: gute Laune und purer Spass! Alltagssorgen, gibt es nicht, oder sie sind zumindest nach der ersten Maß vergessen. Jeder ist freundlich, redselig und es wird gelacht, gescherzt und natürlich wird auch getrunken. Bier ist auf der Wiesn für viele der Treibstoff der guten Laune – und damit das Trinken auch nicht vergessen wird, fordert die Kapelle immer wieder mit einem „Prosit der Gemütlichkeit“ und „die Krüge hoch“ auf den Gerstensaft nicht schal werden zu lassen.

Selbst die Münchner können die Faszination des Münchner Oktoberfest nicht in Worten fassen, und sagen deshalb einfach:

 Die Wiesn, kann man nicht erklären. Man muss dabei gewesen sein. Live – vor Ort, im Festzelt – und nicht am Fernseher!